Sonntag, 5. Februar 2023

der vermummte karnevalist ...

der fall:

stephane ist leidenschaftlicher karnevalist in seiner nicht gerade als karnevalistische hochburg bekannten kleinstadt im rheingau. gemäß dem motto << meins bleibt meins >> hat er sich im lauf der jahre eine stattliche anzahl von jeckenkostümen zugelegt, die er sorgfältig sammelt und weder tünnes noch schäl zu leihen vermag.

dieses jahr entscheidet er sich, am rosenmontagsumzug sein ihm von seinem verstorbenen freund taxi edgar vererbtes ganzkörperkostüm << känguru >> zu tragen, welches neben einer über das gesicht zu ziehenden schnauze auch mit einer gewaltigen rückenwirbelverlängerung und einem passablen beutel ausgestattet ist.

dermaßen kostümiert, fährt er mit seinem auto in die stadt und nimmt zur begeisterung der rheinischen aborigines als känguru an dem umzug teil. auf der rückfahrt wird er - obwohl nüchtern - angehalten ( ok, ,welches känguru fährt schon auto ? ).

wegen seiner teilnahme am umzug und des fahrens unter kostümeinfluß wird er seitens der ( übrigens ja irgendwie auch kostümierten ) beamten angezeigt.

der staasanwalt meint ...

ein faschingsumzug ist eine öffentliche versammlung unter freiem himmel und durch das ganzkörper kostüm ist stephane allenfalls als känguru jack erkennbar, aber nicht als stephane. er hat sich deswegen nach § 17a des versammlungsgesetzes wegen verstoßes gegen das vermummungsverbot strafbar gemacht.

kling sagt ...

so einfach ist das nicht !

richtig ist zwar, daß es bei öffentlichen versammlungen unter freiem himmel verboten ist, eine aufmachung zu tragen, die die feststellung der idendität erschwert - oder im falle unseres kängurus sogar verhindert ...
insoweit läge hier ratio legis tatsächlich ein verstoß gegen das vermummungsverbot vor. aber vor § 17a steht halt noch der § 17, der ausnahmen vorsieht. dazu gehören insbesondere traditionelle volksfeste und damit auch faschingsumzüge inklusive verkleideter kängurus. stephane wäre deswegen wegen der teilnahme am umzug nicht zu bestrafen !

er ist aber mit einer ganzkopfkänguruschnauzenverkleidung zum umzug gefahren und hat damit - wie es nun mal bei kängurus so üblich ist - sowohl sicht als auch gehör beeinträchtigt. das aber ist ( vielleicht nicht in australien, aber im rheingau ) nach § 23 stvo eine ordnungswidrigkeit und bußgeldbewehrt ...

also wird stephane´s kängurubeutel immer noch durch ein wenig spaßiges bußgeld geleert werden !
 
bleibt mir gewogen ...

euer kling 

Sonntag, 11. Dezember 2022

die akte christkindl


die akte christkindl oder knecht ruprecht als auftragsschläger ...


der fall:

stephane verdingt sich im dezember als << santa claus for rent >> und bekommt bei besonderen anlässen von der edelweihnachtsmannverleihagentur einen knecht ruprecht zur seite gestellt, der auf nicken des stephane ( alias nikolaus ) den lieben kindern geschenke verteilt oder - im falle des ganzjährigen ungehorsams - mit der rute drohen soll.

beim besuch der allein aber antiautoritär erziehenden pierrette wird stephane als heiliger claus von dem vierjährigen unheiligen claus beim vortragen seines weihnachtsgedichtes in eine diskussion verwickelt, in der er und seine sowie die gesamte rolle der weihnachtlichen gnadenzeit zwar nicht zeit- aber gnadenlos bloßgestellt wird ( es gibt tatsächlich nichts bestimmteres als das nein eines vierjährigen kindes ). 

schließlich nickt unser - nicht nur wegen des kostüms ins schwitzen gekommender - nikolaus verzweifelt um des fortkommens willen dem knecht ruprecht zu, der dem kleinen claus das als geschenk mitgeführte bilderbuch << thesen zur antiautoritären erziehung - weg vom struwwelpeter >> reichen soll.

der knecht versteht dies allerdings falsch und zieht dem kleinen claus die rute über, was seitens der mutter bzgl des antiautoritären als contradiktorisch angesehen wird..

selbiger haltung der pierrette in der erziehung im übrigen zum trotz, besinnt sich diese nun auf die autorität des staates, ruft die polizei und erstattet anzeige gegen das (un)heilige duo.

der staatsanwalt meint …

tja lieber santa claus, da hast du pech gehabt.

alle ( vielleicht außer dem rutengeschädigten kleinen claus ) wissen, daß der knecht ruprecht bloß der gehilfe des nikolaus ist  und deswegen mußt du als auftraggeber des rutenmißbrauches auch büßen …

kling sagt …

so einfach ist das nicht !

richtig ist zwar, daß in früheren zeiten der knecht ruprecht dem nikolaus als wackerer gesell zur seite gestellt wurde, der im falle des kindlichen fehlverhaltens mit der rute drohte ( oder auch mal leicht mit selbiger zuschlug ) und insoweit zum teil als ganzjähriges druckmittel bei den lieben kleinen fungierte.

im rahmen der ( jetzt sind wir wieder bei der antiautoritären pierrette ) modernen pädagogik wurde allerdings die rute als rein erzieherisches werkzeug deklariert, als nicht mehr zeitgemäß angesehen und der knecht ruprecht aufgrund seiner in der weihnachtszeit gezeigten gewaltpräsenz zum sackträger des nikolaus degradiert.

schließlich wurde der knecht ruprecht - ritualisiert gesehen - vom nikolaus getrennt, weshalb man heute im wesentlichen den santa claus alleine antrifft …

der knecht erfuhr allerdings bereits um 1862 eine funktionsrennaissance, als er die seiten wechselte und sich dem christkind als helfer anbot.

in diesem jahr offenbarte theodor storm ( der übrigens selbst jurist war ) die wahre beziehung zwischen dem knecht ruprecht und dem christkind, weshalb die unschuld des nikolaus am ruprecht´schen rutenmißbrauch bereits damals dokumentiert wurde und die wahre täterschaft zwischen dem christkind und dem knecht ruprecht aufgedeckt wird …

der folgende auszug aus storm´s gedicht zeigt nämlich die ebenso wahre wie auch verhängnisvolle beziehung zwischen dem himmlischen team, denn knecht ruprecht räumt im rahmen seiner vernehmung den auftrag des christkindls ein: 

und droben aus dem himmelsthor
sah mit großen augen das christkind hervor,
und wie ich so strolcht’ durch den finstern tann,
da rief’s mich mit heller stimme an:
„knecht ruprecht“, rief es, „alter gesell …
hast denn die ruthe auch bei dir?“
ich sprach: „die ruthe, die ist hier:
„doch für die kinder nur, die schlechten,
„die trifft sie auf den theil den rechten.“
christkindlein sprach: „so ist es recht;
„so geh mit gott, mein treuer knecht!“

dies wiederum entspricht seitens des christkindes der klassischen anstiftung zur straftat

§ 26 Anstiftung
Als Anstifter wird gleich einem Täter bestraft, wer vorsätzlich einen anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat bestimmt hat.
insoweit ist klar dargelegt, daß knecht ruprecht zum einen auf geheiß des christkindes ruteneinsetzungswillig selbige zu lasten des kleinen claus einsetzte und der santa claus alias stephane hier nicht zur verantwortung gezogen werden kann.

und schon ist santa claus aus der geschichte raus ...

bleibt mir gewogen …
euer kling