Donnerstag, 31. Oktober 2019

halloween´sche clownereien ...

 oder harlequinad´sche straftaten

der fall:

stephane lebt in einem kleinen ort am fuße des brocken im harz und widmet sich ganzjährig der kürbiszucht seiner << hokkaido´s special >>. sein pumkin´scher marktstand auf dem örtlichen hexenmarktplatz erfreut sich vieler kaufwilliger touristen des blocksbergs.

er liegt aber im dauerstreit mit seiner nachbarin pierrette walpurga, die eine hundezucht namens << dobermann akademie >> betreibt. der anführer der hündischen meute ist << mr baskerville >>, der - beta karontisüchtig, wie er nun mal ist - ständig stephane´s kürbiswelpen verspeist.

als an einem sonnigen morgen die zum verkauf bestimmten citrouilles noch nicht einmal den kofferraum seines citroen ( tatsächlich gab es bei citroen den entwurf eines citroen citrouille, aber lassen wir das mal so stehen ) füllen, beschließt stephane, der hexe nebenan einen letalen streich zu spielen und - da die hexennacht schon seit sechs monaten vorbei ist -, den verwandten abend des halloween zu nutzen.

er hat anläßlich der heutigen nacht wieder viel von den maskierten grusel clowns gelesen, die allerortens unentdeckt notorische zweifler des aberglaubens erschrecken. 

flugs besorgt er sich eine ganzgesichtsgummimaske und will pierrette am all hellows evening zu tode erschrecken; geschützt durch seine maske geht er davon aus, daß seine tat nicht ruchbar wird und das fürderhin nicht nur pierrette, sondern auch seine kürbisse in frieden ruhen.

seinem plan folgend lauert er der pierrette in der halloween nacht in dem nur spärlich von einer jack o´lantern straßenkürbislaterne erleuchteten und zu pierrettes zucht führenden chemin des chiens auf.

sich also hinter einem seiner riesenkürbisse versteckt haltend, harrt er der schritte der pierrette und will, als diese sich seiner kürbis´chen melonenfrucht nähert, beherzt hinter selbiger vorspringen - fest entschlossen, der pierrette das kürbislicht auszublasen.
 
schon erich kästner sagte aber << je üppiger die pläne blühen, desto verzwickter wird die tat >>. insoweit hat stephane nicht mit dem die pierrette begleitenden mr baskerville gerechnet, der zwar nicht testosteron, aber beta karotin geschwängert ist, auf stephane´s kürbisgeruch anspringt und diesen hinter dem kürbis harrend an selbigen schleudert, was zwar nicht zum fall des hauses von usher, aber zu dem des stephane führt. 

stephane wacht zwischen anderen rübengeistern in der arrestzelle der polizeiwache wieder auf und soll dem staatsanwalt vorgeführt werden.

der staatsanwalt meint ...

mein lieber stephane, da sitzt du ganz schön tief im kürbis beet.

natürlich kann ich dir das nicht beweisen, aber wir wissen von deinem ständigen hexentanz mit der pierrette und fanden dich verkleidet hinter dem zu pierrette´s hexenhaus führenden weg.

durch deine geplante handlung wolltest du also die pierrette zu tode erschrecken und nur der hund war schneller. das ist nun mal ein versuchter mord ( das mordmerkmal des ausnutzens der arg- und wehrlosigkeit; was es da so alles gibt, schreiben wir in einem anderen kling´s blog ).

grundsätzlich wird auch ein mordversuch mit lebenslanger freiheitsstrafe bestraft, das gericht kann die strafe jedoch gemäß § 23 II stgb ( strafbarkeit des versuchs ) mildern. aber sei nicht zu beruhigt, denn auch in diesem fall beträgt die strafe nach § 49 I Nr 1stgb immer noch 3 bis 15 jahre - und zufällig weiß ich, daß der richter kürzlich eine kürbissuppe aus zierkürbis aß und sich eine cucurbitacin vergiftung zuzog - das könnte bitterer stoff für dich werden !

kling meint ...

so einfach ist das nicht !

richtig ist, daß das phänomen der gruselclowns zu zeiten des halloween von den usa nach deutschland übergeschwappt ist.

landläufig maskiert sich der gruselclown ( zum leidwesen der haftrichter unerkannt bleibend ) und spielt böse bis strafbare streiche. dabei hat er sich ziemlich von der kindlichen sicht des halloween - gib mir süßes, sonst gibt´s saures - abgewandt und will bewußt nichts ahnende menschen bis hin zur körperverletzung malträtieren.

natürlich gibt es keine eigene strafvorschrift ( zB § 3110 HaV - halloweenverordnung ), aber die pallette der straftatbestände des stgb stehen auch dem gruselclown gut zum maskierten gesicht.

die vollgesichtsmaske fällt zwar nicht unter das vermummungsverbot des § 17a versG ( mangels öffentlicher versammlung, denn stephane war zwar nicht allein zu haus, aber allein hinter dem kürbis ), würde aber in dem fall, daß stephane mit dem auto ( oder gar fahrrad ) zu seinem kürbisanschlag fahren würde, eine ordnunsgwidrigkeit nach § 23 stvo darstellen. das wäre jedoch offengestanden noch stephane´s allerkleinstes problem.

der gruselclown verwirklicht aber in der regel den straftatbestand der bedrohung ( der clown steht mit dem baseballschläger vor dir und droht ), der nötigung ( du machst aus angst etwas was du eigentlich gar nicht willst ), der körperverletzung ( wenn dich irgendetwas aus dem gruseligen arsenal des clowns zwischen messer und baseballschläger verletzt oder im falle des versuchs verletzen soll ) und - wie in unserem stephan´schen extremfall - sogar ein versuchtes tötungsdelikt.

dieser schierling´sche kürbisbecher geht allerdings an stephane vorbei, denn mr baskerville setzte zum sprung an, bevor stephane zum seinigen ansetzen konnte und deswegen blieb die tat sogar schon vor dem versuchsstadium im wahrsten sinn des wortes zusammen mit dem kopf des stephane in der kürbisschale stecken.

und da dies hier ein blog zu halloween ist, verbleibt die einzige strafbare handlung bei pierrette und mr baskerville. dieser hat nämlich an stephane eine von pierrette zu verantwortende körperverletzung ( der kürbisschlag ) begangen und - so schlimm das dem geneigten leser erscheinen mag - dieser hat bislang ( außer sich verstecken und bösen gedanken ) noch gar nichts gemacht.

und deswegen könnt ihr heute bei stephane auch noch ein paar kürbisse kaufen, denn morgen hat er zu ( und lauert vielleicht wieder pierrette auf ).

bleibt mir gewogen
euer kling

Sonntag, 27. Oktober 2019

urlaub, spanische cannabis social clubs und bewährung

 der fall zum bewährungswiderruf

der fall:

stephane will als leidenschaftlicher konsument auch im urlaub seinem cannabis frönen. er hat deswegen im internet beim << urlaubsguru >> die fünf besten ziele für cannabiskonsum im ausland auch spanien entdeckt und flugs ein hotelzimmer in einem spanischen << cannabis social club >> gebucht, wo die leidenschaft keine rechtlichen leiden schaffen soll ...

und so liegt er entspannt am swimming pool seines cannabischen social club hotels << finca isla >> in mallorca, lauscht seinem balearen mix und zieht ebenso genüßlich wie auch gar nicht heimlich an seinem joint.

er ist zufrieden, denn gerade gestern hat er am tresen der pure opio bar einen junge spanierin namens pierretta aus dem dorf son banya kennengelernt und mit ihr ein treffliches geschäft über 5 kg haschisch zwecks bilateralen exports vereinbart.

daß er in deutschland als handelsreisender in sachen thc unter bewährung steht, interessiert ihn wenig, denn deutschland ist weit und die qualität seines beabsichtigten exportartikels gar zu gut.

justament beim tausch von barem gegen wahrem taucht ein mit operettenhütchen versehener beamter der policia local auf und beschlagnahmt stephane´s sundowner. die guardia cilvil nimmt seine personalien auf und dann kommt die zur policia nacional gehörende mallorcinische einsatzgruppe rauschgift und nimmt stephane hops.

er wird dem juez de instruccion mit namen don quichotte vorgeführt, der als haftrichter in dritter ehe mit der ebenso deutschstämmigen wie auch bärbeißigen rosinante verheiratet und dementsprechend schlecht auf deutsche straffällige touristen zu sprechen ist.

dieser ruft deswegen stante pede seinen kollegen, den acusador publico sancho pansa an und verurteilt mit der hilfe dieses staatsanwaltes sogleich den stephane. da mußte weder lange mit den mühlen der justiz noch a la quixotte mit windmühlen kämpfen …

leider muß stephane während der gerichtsverhandlung erfahren, daß der konsum in seinem social cannabis club nur dann << halblegal >> ist, wenn er eingetragenes mitglied in diesem club ist. dauer stephane´s urlaub sind 7 tage, dauer bis zur eintragung 14 tage und stephane hat seine eintragung noch nichtg einmal beantragt. nix mit toleriertem konsum und stephane fällt unter die verschärfte rechtsprechung zur vermeidung des drogentourismus ...

er wird zu 8 monaten ohne bewährung verurteilt, die er in ungewollter verlängerung seines urlaubs im hotel etiqueta ( mit teilweisen ) meerblick in palma verbringt.

endlich in deutschland zurück, findet er nicht nur grauen himmel, sondern in seinem briefkasten auch einen ebensolchen umschlag vor, in dem ihm das gericht, das ihn noch als miller´schen handlunsgreisenden zu einer bewährungsstrafe verurteilt hat, selbige nun auf veranlassung des dem ballermann feindlich gesonnen staatsanwaltes widerrufen will.

stephane wendet sich empört an den staatsanwalt, denn immerhin hat er seine straftat ja im ausland verübt und die buße ebenfalls dort erbracht !

der staatsanwalt meint ...

mantener la calma, nicht aufregen. ich habe das mal fürsorglich beantragt, denn der § 56 f absatz 1 satz 1 stgb sieht einen bewährungswiderruf vor, wenn du eine neue straftat begehst. da es immerhin um 5 kilogramm drogen geht, kann man auch nicht einfach mal deine bewährungszeit verlängern ( § 56 f absatz 2 stgb ). aber du hast ja deine straftat im ausland verbracht und dios wird es schon richten ...

kling meint ...

so einfach ist das nicht !

spätestens seit 1978 beruht das spanische rechtssystem auf einem mit deutschland vergleichbaren rechtsstaatlichen verfahren, welches seine rechtsgrundsätze aus der menschenrechtskonvention ableitet ( wenn du es genau wissen willst, lies artikel 6 der mrk ). damit wurde er von einem unabhängigen gericht unter wahrung der rechte des angeklagten stephane verurteilt.

und weil dem so ist, steht dem bewährungswiderruf eines deutschen urteils nichts entgegen. die bewährung vertraut darauf, daß stephane - sozusagen unter dem damoklesschwert ( ok, der war grieche, aber das francisco de vitoria´sche schwert klingt echt blöd ! ) des drohenden vollzugs - fürderhin und weltweit ein straffreies leben führt.

selbst bei einer auslandstat kann deswegen durch stephanes erneuten rechtsbruch das vertrauen in die günstige prognose dergestalt erschüttert werden, daß  auch bei einer tat im ausland eine deutsche bewährung widerrufen werden kann.

diese meinung gibt´s strengenommen schon seit anfang der 70er jahre, aber in deutschland nochmals vor kurzem bestärkt durch das oberlandesgericht in braunschweig ( und weil ich jurist bin, verweise ich im übrigen auf den beschluß des hohen hauses vom 26.02.2016 - 1 Ws 5/16 ).

also mis amigos, auch im ausland schön brav bleiben !

tip:

dies gilt natürlich nicht nur für spanien und auch nicht nur für das europäische ausland. siehe dazu die zitierte entscheidung, die einen fall in ecuador zum inhalt hat !

nun, bleibt mir gewogen

euer kling ... 



Sonntag, 20. Oktober 2019

der pilz zuviel ...


der fall:

stephane ist ein leidenschaftlicher pilzsammler und hat seine pilz´schen erkenntnisse aus dem blog << pilz und schlumpf >>. er lebt in der kommune 11 auf dem obermaier´schen land, die sich von gemüsezucht ernährt und vegetarisch lebt ( streitfall - ist der pilz vegetarisch ? aber das ist ein anderer blog, der weder mit kling noch stephane zu tun hat ... )

jede woche jedenfalls geht stephane zwei bis drei mal zusammen mit seiner ökugruppe in den nahegelegenen wald und sammelt zu spitzenzeiten bis zu 12 kg pilze pro woche, die er auf nahegelegenen wochenmärkten verkauft. die kommune 11 finanziert damit ihr heizpilzprojekt. antiautoritär wie er ist hat sich stephane auch keine gemehmigung des städtischen oberpilzwächters bei der wiederum unteren naturschutzbehörde eingeholt.

die im selben wald auf pilzpirsch befindliche pierrette ärgert sich, daß von stephane´s pilzmafia ( wie sie zu sagen pflegt )  immer alle pilze schon gepflückt und abgeschnitten sind. sie wendet sich deswegen an den oberförster, der die vorgesetzte ordnungsbehörde über das schamlose und eukaryotenfeindliche treiben des stephane informiert.

der staatsanwalt meint ...

stephane ist ein glückspilz, denn er ist für pilze nur dann zuständig, wenn der pilzgenuß mit letalem ausgang behaftet ist. trotzdem wird diese seine unzuständigkeit für stephane keinen pfifferling wert sein, denn er hat mit einem nicht unerheblichen bußgeld der ordnunsgbehörde zu rechnen und gibt das verfahren an selbige zur verfolgung der pilzbehafteten ordnunsgwidrigkeit ab.

kling sagt ...

von schwammerlpflückern begangene straftaten schießen zwar nicht wie pilze aus dem boden, aber hier hat stephane doch ein atompilzgroßes problem.

ein blick in § 2 bundesartenschutzverordnung in verbindung mit bundesumweltschutzgesetz und forstverbindlichen regelungen zeigt, daß auch << legale und mit ausnahmen versehene pilze >> nur in geringen mengen gepflückt werden dürfen. Selbst die sammlerfreudigste pilzrechtsprechung vermag maximal 2 kg pro pilzsammeltag zu tolerieren. die liebe zum pilz darf landläufig nur dann durch den magen gehen, wenn die täglich gesammelte menge ein oder zwei pilzmahlzeiten ( pro person ) betrifft. alles darüber führt zu einem << gewerblichen >> pilzsammler. 

verstößt man nun dagegen, so können ggü dem gewerbepilz mannigfaltige bußgelder über die ordnungsrechtlichen vorschriften verhängt werden, die bis zu einem vierstelligen bereich in das finanzielle pilzpolster reichen dürfen. daneben ist auch das feilbieten der pilze auf dem fliegenden pilzmarkt mit einem bußgeld verbunden ...

insoweit kann also durchaus auch der genuß eigentlich speiseverträglicher pilze ( zuminndest finanziell ) durchaus auf den magen schlagen ..

was mit dem gastwirt passiert, der diese pilze ankauft und gegebenenfalls ( versehentlich ) den hungrigen gast unter die pilze schickt, lesen wir in einem anderen post. da wäre dann wieder der staatsanwalt zuständig, denn wie sagt agatha christie: wenn irgendwo pilze schmoren, wird der kriminalist unweigerlich hellhörig ...

bleibt mir gewogen ...
euer kling


Sonntag, 6. Oktober 2019

der parkscheibe << kleiderordnung >>

 die << kleiderordnung >> der parkscheibe

oder - wie stelle ich sie richtig ein ?

zunächst einmal brauchst du eine gesetzlich gültige parkscheibe, denn diese hat tatsächlich eine art von << kleiderordnung >>. findest du in § 13 iVm § 24 II iVm Anlage 3 Nr 11 StVO.

die echte parkscheibe ist blau-weiß, elf zentimeter breit und 15 zentimeter hoch und eigentlich gehören auf die vorderseite weder schnörkel noch werbung. wenn du dich daran hälst, darfst du deine scheibe sogar selber basteln.

eingestellt wird sie auf den nächsten strich der auf das abstellen folgenden halben stunde ( zB abstellen 09:07 - einstellen auf 09:30 ). und theoretisch wäre es sogar wieder eine eigene ordnungswidrigkeit, wenn du sie nicht so einstellst, sondern auf einen zeitraum dazwischen.

mitlaufende parkscheiben sind übrigens verboten, auch das eigenhändige weiterdrehen. einmal um den block fahren und neu einstellen ist erlaubt, aber in der regel ist dann der parkplatz weg ...

witzig zu wissen ist, daß es im bundestag eine eingabe zur << gleichstellung ALLER >> parkscheiben gab, um auch rosa exemplare benutzen zu können. wurde aber abgelehnt !

bleibt mir gewogen ...
euer kling

Sonntag, 29. September 2019

das letzte moaß ...

 der fall zum auswärtigen anwalt ...


der fall:

stephane hat im preisausschreiben einen ausflug nach münchen gewonnen und sich sogleich einen fremdenführer und ein bayrisch ./. deutsches wörterbuch besorgt. auch hat er im kaufhaus seiner stadt ein im sonderangebot stehendes trachtenkostüm nebst haferlschuhen gekauft.

so ausgerüstet sitzt er nun im münchner hofbräuhaus und widmet sich bloasmusik hörend in landesüblicher weise ( so steht´s in seinem stadtführer ) der weißbierverkostung. nach mehreren stunden gehen sowohl bei ihm als auch im hofbräuhaus langsam die lichter aus.

allerdings deutet er mangels sprachkenntnisse den zuruf des kellners << sauf die zsamm >> falsch und geht nun erfreut von einem spätabendlichen wetttrinken ( doch, das schreibt man mit drei t ) mit dem erschöpften käina aus. 

daß dieser zuruf nicht << ich saufe dich zusammen >> und damit einen bayuwarischen bierwettstreit aufruft, sondern in wahrheit heißt, er soll jetzt endlich sein bier leermachen und gehen, steht so nicht in seinem bayrisch ./. deutschen diktionär.

da er kein moaß mehr bekommt, ist stephane im wahrsten sinn des wortes maßlos enttäuscht und will gehen. er winkt dem kellner und frägt nach dem << preiß´ >>, was wiederum unser bayrischer ober mißversteht, dies als beleidigung auffasst und stephane << a baggl fotzn is glei aufgrissn >> entgegenschreit.

stephane freut sich, denn er denkt, der kellner will ihm zwar keinen russn´, aber den kontakt mit der vollbusigen bedienung pierrette verschaffen, die er schon den ganzen abend wegen ihres holzes vor der hüttn ( so stehts in seinem wörterbuch ) bewundert und gerne gleich aufreißen würde.

da stephane nun den inhalt des spruches ( der aussagt, daß er sich seine prügel gleich abholen kann ) falsch deutet - steht ja auch nicht so im wörterbuch - faßt er beherzt der pierrette an selbiges in deren ausschnitt und freut sich auf die kommenden stunden.

unsere zensi pierrette jedoch versetzt dem stephane in seiner tracht eine solche von prügel und ruft die polizei, die ihn zwar nicht ins hotel heim, aber nach stadelheim in untersuchungshaft bringt.

dort sitzt er nun und schreit nach seinem mannheimer anwalt kling.

der staatsanwalt meint …

ich bin hier bei der staatsanwaltschaft münchen I und sehe überhaupt nicht ein, für stephane einem anwalt aus baden württemberg hinterher zu telephonieren. 

natürlich hat stephane jederzeit das recht auf einen anwalt, so steht es in § 137 I stpo, die auch in bayern hinter den wiesn´ gilt.

aber wir sind hier in bayern und haben in münchen dutzende von zugelassenen rechtsanwälten, und von denen soll sich der saupreiß einen raussuchen, immerhin ist der kling nicht bei gericht in münchen zugelassen …

kling meint …

so einfach ist das nicht !

früher war es tatsächlich so, daß - insbesondere im zivilrecht - nur kollegen an dem gericht ihrer zulassung auftreten durften und für den auftritt bei einem anderen gericht ein kollege mit entsprechender gerichtszulassung einzuschalten war ( der berühmt - berüchtigte korrerspondenzanwalt ).

der kling hätte deswegen ( wenn er jemals in den untiefen des zivilrechts gefischt hätte ) einen mit tracht, jankerl und haferln versehenen bayuwarischen kollegen hinzuziehen müssen.

strafverteidiger wie der kling allerdings durften schon immer vor jedem gericht in jeder stadt in jedem bundesland auftreten - tatsächlich darf ein strafverteidiger sogar vor den strafrechtlichen senaten des bundesgerichtshof auftreten ( was im zivilrecht nur der besonderen gruppe der ausschließlich beim bgh zugelassenen zivilrechtsanwälten gestattet ist ).

also stephane - kling kommt zu dir nach münchen !

tip: auch in bayern schreibt man das jahr 2019 und deswegen kann stephane sogar in einem fall der notwendigen verteidigung auf staatskosten ( pflichtverteidigung nach §§ 140 ff stpo ) einen anwalt aus einem anderen bundesland für seine verteidigung verlangen, § 142 stpo. das nur mal merken, was das genau ist, erklärt dir der kling in einem anderen post …

also, schön im gedächtnis behalten -> den strafverteidiger kann man unabhängig aus jeder stadt für jedes gericht auswählen - kling kommt immer !

nun, bleibt mir gewogen
euer kling


Sonntag, 22. September 2019

hopfen und malz verloren ...



oder das reinheitsgebot beim bier ...



der fall:

stephane ist zu besuch in münchen und muß nach vergeblichen versuch, bei pschorr am viktualienmarkt eine pfälzer schorle zu bestellen, auf bier umsteigen. das selbe passierte ihm im hofbräuhaus, im augustiner und beim paulaner, so daß er - am marienplatz über einen spaten stolpernd - nach dem Xten bier gefallen an der hopfenlösung fand.

wieder zu hause beschließt er deswegen nach seinem besuch, es nun selbst mit dem bierbrauen zu versuchen. flugs gründet er seine eigene kleine privatbrauerei << hop and malt lost  >>.

cole porter hörend, will er sich an stout bier versuchen und braut fröhlich in seiner küche vor sich hin. viel geröstete gerste und wenig wasser lassen sein jungbrauer herz schlagen und schon bietet er es auf dem abendlichen straßenfest für wenig geld feil.

pierrette, eine leidenschaftliche berlinerin, die eher das selbige weiße gewohnt ist, will ihre dunklen gedanken mit einem ebensolchen bier vertreiben. stephane´s selbsterfundene methode des bierabfüllens versieht selbiges mit einer nicht unerheblichen menge an kohlendioxid - dies wiederum verursacht eine gewaltige schaumkrone - die die genossene wahre biermenge zu veschleiern vermag; auf deutsch: pierrette ist es bald hundeelend und sie schwankt blubbernden bauches richtung blau weiß karierter bettdecke ...

sie erinnert sich am nächsten morgen, daß schon im mittelalter schlecht gebrautes bier zu halluzinationen führte und zeigt deswegen den stephane an, weil er sich offensichtlich nicht an die regeln der braukunst gehalten hat.

der staatsanwalt meint:

oh ja, da hat die pierrette recht. stephane muß sich an die bierverordnung von 2005 halten. und danach kann nicht jeder sein eigenes süppchen kochen, bzw bier brauen ! und außerdem wittere ich hier eine steuerhinterziehung, denn einfach so das bier auf dem straßenfest verkaufen, geht schon mal gar nicht und wie wie schnell wird aus obergärig ein obergierig ! 

kling sagt:

so einfach ist das nicht !

tatsächlich war das bier schon im frühen mittelalter eine art volksgetränk, das im wesentlichen aus gerste, hopfen und wasser bestand.

aber eben nur im wesentlichen, so daß sich mancherlei geschmacksstoffe ins völkische gesöff verirrten ( zB ochsengalle, stechapfel, Schafsgarbe und - ganz trendy im mittelalter - das bilsenkraut ). kein wunder, daß sich mancher biertrinker schon nach dem ersten glas im bierwana fand ... 

zwar hat schon kaiser barbarossa 1156 in seiner rechtsverordnung für die stadt augsburg verfügt ... wenn ein bierschenker schlechtes bier macht oder ungerechtes maß gibt, so soll er gestraft werden ..., aber so richtig ernst wurde es für die brauende zunft erst 1516, als des herzogs ihr´n wilhelm erklärte, ... wie das bier im sommer und winter auf dem land ausgeschenkt und gebraut werden soll ...

mit diesen schäumenden worten nämlich wurde im bayuwarischen ingolstadt die älteste bis heute geltende lebensmittelgesetzgebung der welt verfügt, das reinheitsgebot ( des bieres ). und da heißt es nunmal, daß bier NUR aus wasser, hopfen und gerste bestehen darf ( malz ist übrigens gemälzte und geschrotene gerste ). mal davon abgesehen, daß für weißbier auch weizen verwandt werden darf, gilt diese grundregel bis heute.

im laufe der jahrhunderte ging zwar immer wieder  hopfen und malz verloren, aber letzten endes hat man sich im 19ten jahrhundert wieder auf diese grundlagen besonnen, so daß zunächst aus dem vorläufigen biergesetz 1993 das bierStG wurde, das dann 2005 in die bierVO überging - und da steht, wie´s gebraut werden soll ( womit wir wieder bei siehe oben sind ).

bier muß deswegen nach den normen der bierVO gebraut werden. ausnahmen sind ( bis auf - natürlich - bayern und baden württemberg als brauereistärkste bundesländer ) nach entsprechenden antrag möglich. für importiertes oder exportiertes bier gilt die bierVO zwischen eingeschränkt und gar nicht. 

und was hat das jetzt mit stephane und seiner dunkelbräuigen schönheit zu tun ?

wer cole porter kennt, weiß natürlich, daß er nicht der braumeister des porter ( bieres ) war. porter war das arme leute bier im england des 18. jahrhunderts. wer etwas auf sich hielt, bevorzugte die << stärkere >> und gesellschaftsfähigere version des stout bieres, eben so wie es unser stephane gebraut hat, nämlich geröstete gerste mit wenig wasseranteil. und dies steht zunächst in übereinstimmung mit dem reinheitsgebot ( tatsächlich hat übrigens ausgerechnet eine bayrische brauerei ein stout bier gebraut, welches vernichtet werden mußte, weil es milchzucker enthielt ).

und selbstverständlich darf stephane sein eigenes bier brauen. da er dieses bier handwerklich, unabhängig von einer großbrauerei und nur in kleinen mengen erzeugt, handelt es sich um sogenanntes craft bier ( wobei bei stephane möglicher weise die dem regulären craft bier innenwohnende hochwertigkeit abgeht ). aber die hochwertigkeit ist kein bestandteil der bierVO und somit kein straftatbestand.

und was die besteuerung betrifft, so entfällt die biersteuer bei hobbybrauern für die ersten 200 liter ( pro jahr ) und damit auch für unseren stephane. zwar hat er vergessen, seine brautätigkeit gegenüber dem zollamt anzuzeigen, aber das hat unser staatsanwalt als alkoholfreier biertrinker übersehen und außerdem wäre es auch nur eine ordnungswidrigkeit.

bleibt mir gewogen ...
euer kling