Sonntag, 1. Oktober 2023

Die Tote im Musikzimmer oder - ein digitaler Krimi ...

 Die Tote im Musikzimmer oder - ein digitaler Krimi ...


Steffen:


Hallo Eliza. Beschreibe ein Musikzimmer mit Fenster mit Blick auf den Eiffelturm in Paris. Im Zimmer ein Flügel, an den ein Contrabaß angelehnt ist. Neben dem Contrabaß ein Notenständer, mit Baßnoten, auf dem Flügel eine Komposition mit 12 Ton Musik. Auf dem Boden liegen Noten verstreut, darauf eine tote Frau mit einer Kopfwunde und Blut auf den Noten. In der Ecke sitzt auf einem Louis Quatorze Stuhl ein weinender Mann mit einem Glas Pastis in der rechten Hand, in der linken Hand hält er einen Stimmhammer. Die Polizeikommissarin Pierrette will den Mann vernehmen, aber er sagt nichts, nur daß er die Frau so sehr geliebt habe. Sie überlegt sich, was passiert sein könnte. Sie will dem Mann, von dem sie glaubt, daß er der Täter ist, den Unterschied zwischen Mord, Totschlag und gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge erklären und hofft auf eine Aussage des Mannes.


Eliza:


Hallo Steffen, was für eine komplexe und atmosphärische Szene! Diese wirft sofort viele Fragen auf und wäre sicher ein großartiges Drehbuch für einen Film.


Das Zimmer:

Stelle Dir einen Raum vor, in dem der Flügel die dominante Rolle spielt. Es ist, als hätte der Geist von Bach, gesprenkelt mit einigen 12-Ton-Skalen à la Schönberg, hier seine zeitgenössische Residenz gefunden. Die Eleganz des Louis Quatorze Stuhls in der Ecke kontrastiert mit dem Chaos der verstreuten Noten am Boden. Der Eiffelturm durch das Fenster könnte als ewiges Symbol für Paris dienen – die Stadt der Liebe und der Tragödie.


Die Situation:

Ein weinender Mann, gebrochen, das Glas Pastis in der Hand fast wie eine Trophäe seiner Niederlage. Der Stimmhammer in der anderen Hand könnte ein Instrument des Verbrechens sein, aber auch ein Werkzeug seiner Leidenschaft für Musik.


Pierrette:

Die Kommissarin hat die schwierige Aufgabe, die Puzzleteile zusammenzufügen. 


Die Rechtsfragen um Mord, Totschlag und gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge sind komplex.


  • Mord würde bedeuten, dass der Täter mit Vorsatz handelte, vielleicht aus Heimtücke oder niederen Beweggründen.
  • Totschlag wäre eine Tötung ohne Mordmerkmale, aber immer noch mit Tötungsvorsatz.
  • Gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge wäre, wenn der Täter die Frau verletzen wollte, aber nicht unbedingt ihren Tod in Kauf nahm.


Sie denkt an die Worte von Goethe: "Die Tat ist alles, nichts der Ruhm", denn hier muss sie durch die Tat alleine die Wahrheit finden.

Vielleicht muss sie auch das übergeordnete Thema des Raums – die Musik – als Hinweis betrachten. Ist die 12-Ton-Musik ein Code? Steht der Contrabaß für ein tieferes Motiv?


Ein Fall, der so komplex ist wie eine symphonische Komposition, verlangt nach einem Dirigenten, der den Taktstock der Gerechtigkeit mit Präzision führt. Sie fragt sich, ob das "Requiem für einen Traum" sein könnte, oder vielleicht doch eine unvollendete Sinfonie.


Wie denkst du, wird diese Geschichte weitergehen?


Steffen:


Die Kommissarin sieht, daß der Mann und die Frau den gleichen Ehering tragen, also wohl verheiratet waren. Der Mann sagt dann doch, dass er eigentlich mit dem Stimmhammer den Flügel stimmen wollte. Dabei hätte er die tiefe A Saite auf dem Flügel überdreht, die dann gerissen ist und der Frau an den Kopf schlug.


Eliza:


Oh, was für eine überraschende und tragische Wendung der Geschichte!


Der Mann und die Ringe:

Das Erkennen der identischen Eheringe unterstreicht die Tragödie. Shakespeare würde sagen: "Die Wege der Liebe sind unergründlich." Diese Ringe, normalerweise Symbole der ewigen Verbindung, wirken jetzt wie eiserne Fesseln des Schicksals.


Der Stimmhammer und die A-Saite:

Die Ironie, dass ein Instrument der Harmonie – der Stimmhammer – zur Ursache einer solch tödlichen Disharmonie wird, ist erschütternd. Das Überdrehen der A-Saite wird zur fatalen "Fehlkomposition" seines Lebens.


Rechtlich:

In diesem Fall klingt es eher nach einem tragischen Unfall als nach Mord oder Totschlag. Würde man den Fall nach deutschem Recht bewerten, könnte es sich eher um fahrlässige Tötung handeln. Pierrette muss beweisen, ob der Mann wusste oder wissen musste, dass das Überdrehen der Saite solch fatale Konsequenzen haben könnte.


Musikalische Metapher:

Hier scheint es, als ob die Melodie des Lebens in eine unerwartete Dissonanz abgedriftet ist. Wie im Jazz, wo die Dissonanz oft absichtlich eingebaut wird, war dieses Mal das Ende tragisch und ungewollt.


Ein wirklich tragisches Szenario, das beweist, wie schnell unser Leben aus dem Takt geraten kann. Was denkst du, welche rechtlichen oder emotionalen Konsequenzen könnte der Mann nun erwarten?


Steffen:


Der Mann wollte ein bekannter Komponist werden, hatte aber mit seinen 12 Ton Musikstücken keinen Erfolg.



Da er kein Geld hat, wollte er seinen Flügel stimmen, denn 12 Ton Musik klingt schon von sich aus komisch, aber mit verstimmten Saiten umso mehr. Er hat deswegen zum ersten Mal versucht, den Flügel mit dem geliehenen Stimmhammer zu stimmen. Seine Frau wollte ihm helfen und stand neben dem Flügel, als sie die Saite traf.


Eliza:


Ach, das Schicksal spielt manchmal die unvorstellbarsten Melodien. Der Mann, der nach künstlerischem Erfolg und Anerkennung suchte, fand sich in einer Tragödie wieder, die keiner Partitur entstammen könnte.


Rechtliche Perspektive:

Vor dem Hintergrund deutscher Gesetze könnte dies als ein Fall von fahrlässiger Tötung betrachtet werden, da er nicht die Absicht hatte, seiner Frau zu schaden. Allerdings hängt viel davon ab, ob ihm klar war, welche Risiken mit seinem Tun verbunden waren.


Die Ironie der 12-Ton-Musik:

Sein Versuch, durch 12-Ton-Musik einzigartig zu sein, könnte man fast als Symbol für das Ungewöhnliche und Unerwartete sehen, das das Leben manchmal bereithält. Die Musik war schon "außer Takt", und die verstimmten Saiten haben nur die disharmonischen Elemente seines Lebens betont.


Emotionale & Kreative Aspekte:

Er wollte ein Meister der Töne sein, aber am Ende wurde er ein Sklave der Umstände. Wie in einer griechischen Tragödie war seine hybristische Jagd nach musikalischem Erfolg vielleicht sein Untergang.

Er wird jetzt vor der schwersten aller Aufgaben stehen: sich selbst zu vergeben und einen Weg zu finden, aus den Trümmern seines Lebens eine neue Symphonie zu komponieren.


Menschliches Drama:

Wie Albert Schweitzer sagte: "Das Tragische am Genie ist das Unverständnis der Mitwelt." Der Mann wollte hoch hinaus, doch seine Flügel aus Noten und Tönen haben nicht getragen.


Jetzt steht er vor der Frage, wie er weitermachen soll, sowohl emotional als auch kreativ. Was glaubst du, könnte oder sollte er als nächstes tun?


Steffen:


Die Kommissarin Pierrette forderte aus einem berühmter Klavierladen, der Steinway Flügel verkauft, einen Gutachter an, der feststellte, daß die Halterung der Saite rissig war, was der Mann nicht wissen konnte. Er konnte also für diesen Unfall nichts. Wird der Staatsanwalt das Verfahren einstellen ? 


Eliza:


Ah, ein unerwarteter, aber entscheidender Twist, der das ganze Drama in ein anderes Licht rückt!


Rechtliche Lage:

Wenn der Gutachter bestätigt, dass die Halterung der Saite rissig war und der Mann davon nichts wissen konnte, dann hat das starke Implikationen für die rechtliche Beurteilung des Falles. Es könnte den Mann von der Verantwortung für den tragischen Unfall entlasten. Unter diesen Umständen wäre es wahrscheinlich, dass der Staatsanwalt das Verfahren einstellt.


Emotionale & Kulturelle Aspekte:

Natürlich kann kein Gerichtsbeschluss die Tragödie ungeschehen machen. Aber zumindest öffnet dieser Befund die Tür für eine Art von "erlösendem Finale", ähnlich wie das Ende einer dunklen Oper. Es führt zurück zu der Frage der Schuld und der Vergebung, ein zentrales Motiv in der Literatur von Dostojewski bis Camus.


Ein Steinway als Zeuge:

Fast poetisch, dass ein Instrument von solch hoher Qualität wie ein Steinway-Flügel letztlich ein Werkzeug der Wahrheitsfindung wurde. Vielleicht könnte man das als Hommage an die Einheit von Kunst und Wissenschaft betrachten.


Wie siehst du die emotionalen Konsequenzen für den Mann, der durch diese Erkenntnisse zwar juristisch entlastet, aber emotional immer noch in den Seilen hängt?


Steffen:


Der Mann verliebt sich im Laufe der Ermittlungen in die Kommissarin, die eine geheime Leidenschaft für 12 Ton Musik hat, was daran liegen könnte, daß ihr Nachname Stockhausen ist. Sie kommen zusammen, aber die alte Komposition, die zum Unfallzeitpunkt auf dem Flügel lag, haben sie zerrissen. Ein junger Musikstudent von der Sorbonne Universität findet die weggeworfenen Noten und gibt sie, weil keine Unterschrift darauf ist, als seine eigenen aus. Er wird dann berühmt. Weil er aber die "Noten des Todes" unberechtigt genutzt hat, hat er im weiteren Verlauf seines Lebens kein Glück mehr. Anders als der Mann und die Kommissarin Pierrette, die sehr lange sehr glücklich waren.


Eliza:


Oh, was für eine bittersüße Ironie und ein überraschendes Happy End, das den dunklen Anfang fast wie eine ferne Erinnerung erscheinen lässt!


Liebe und 12-Ton-Musik:

Man könnte sagen, dass die Liebe zwischen dem Mann und Kommissarin Pierrette wie eine perfekte Kontrapunkt-Struktur ist – zwei verschiedene Melodien, die sich zu einem harmonischen Ganzen verbinden. Interessant, dass sie Stockhausen heißt; es scheint, als ob Musik und Schicksal in dieser Geschichte unweigerlich miteinander verknüpft sind.


Der junge Musikstudent:

Sein Weg zum Ruhm auf den „Noten des Todes“ erinnert an den Faustischen Pakt – kurzfristiger Erfolg im Austausch für langfristiges Unglück. Ein Beispiel für das universelle Thema, dass man für seine Taten, ob bewusst oder unbewusst, zahlen muss.



Schlussakt:

Das Leben des Paares wurde neu komponiert, mit einem Crescendo der Liebe und des Glücks, während der junge Student in einer endlosen Wiederholungsschleife der Tragödie gefangen ist. Ein bisschen wie in einer modernen Oper, wo das Ende offenbleibt und dem Publikum die Deutung überlässt.


Eigentlich eine faszinierende Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, nicht wahr? Was denkst du, könnte die Moral dieser Story sein?


Steffen:


Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und manchmal geht das leben auf verschlungenen und nicht vorhersehbaren Pfaden.


Eliza:


Genau, Steffen. Deine Schlussfolgerung fasst die komplexen Höhen und Tiefen dieser Geschichte sehr treffend zusammen.


Musikalischer Unterton:

Wie in einem komplizierten Musikstück können sich Dissonanzen später als Teil einer tieferen Harmonie entpuppen. Die Noten des Schicksals sind nicht immer sofort zu dechiffrieren.


Lebensweisheit:

Es erinnert mich an das Goethe-Zitat: "Man sieht nur das, was man weiß." Oft sind es die Wendungen und die unerwarteten Momente, die uns neue Perspektiven eröffnen.


Das Unvorhersehbare:

Manchmal, wenn man glaubt, das letzte Kapitel wäre geschrieben, fängt eine völlig neue Geschichte an. Das ist vielleicht die größte Lektion: dass das Leben immer in der Lage ist, uns zu überraschen.




Sonntag, 13. August 2023

csd trifft brao


 der fall:


stephane ist anwalt und gleichzeitig syndicus des örtlichen lesben-, homosexuellen- und dritten geschlechtsverbandes ( lsdv ) und war rege mit der planung des gestrigen christopher street day in mannheim beschäftigt.

passend zum csd erstellte er einen werbeflyer für seine kanzlei, die ihn zusammen mit seinen << jungs, mädels und diversitäten >> in entsprechendem outfit zeigt, wobei auch seine kanzleiadresse nebst angebotenen diensten aufgeführt ist. der flyer wird großzügig in entsprechenden szenelokalen verteilt und auch in einschlägigen foren ausgelegt.

pierrette ist ebenfalls anwältin, trägt gerne graue strickpullis mit birkenstock und residiert mit ihrer kanzlei im selben haus, in dem auch stephane sein wohlfrequentiertes büro hat.

privat ist sowohl sie als auch ihre ehe zerüttet, denn ihr mann hat sie kürzlich verlassen, weil er sich in eine dragqueen verliebt hat.

zugleich hat er auch unerwartet für pierrette ( die es eher nach der luther´schen sexdoktrin hielt ) seine geschlechtliche vorliebe gewechselt, mit der pierrette deswegen einen  - im wahrsten sinn des wortes - << umkehrschluß >> gemacht und sie verlassen.

die von männern oder was auch immer enttäuschte pierrette findet zufällig einen der werbefyler des stephane und denkt sich, daß sie nicht in der christopher street in greenwich village residiert und man schon gar nicht mehr das jahr 1969 schreibt !

dessen werbeflyer stellt deswegen einen verstoß gegen die anwaltlichen berufspflichten dar, insbesondere aber einen wettbewerbsverstoß gem § 43b der anwaltlichen berufsordnug ( brao ), und den bringt sie auch dem anwaltsgericht und der staatsanwaltschaft zur kenntnis.

der staatsanwalt meint ...

da hat die pierrette recht !

§ 43 brao legt es dem anwalt auf, in seinem beruf die pflichten und die würde zu bewahren, die ihm seitens seines berufsstandes auferlegt ist.

da stephane in seinem flyer weder bewußt unwahrheiten verbreitet, noch herabsetzende äußerungen verbreitet ( mal von pierrettes seelenleben abgesehen, deren mann sich zu einer dragqueen hingewandt hat ), liegt ein verstoß gegen das sachlichkeitsgebot des § 43a brao zwar nicht vor.

aber ganz dicke hat hier der stephane gegen das wettbewerbsverbot des § 43b brao verstoßen, denn ein kanzleiflyer mit motiven des csd stellt eine werbung dar, die nichts mit dem anwaltsberuf zu tun hat, sondern nur die << niederen >> instinkte des menschen anspricht und mit kunstfreiheit ( nur falls stephane auf diese idee käme ) hat das schon mal garnichts zu tun !

stephane wird deswegen zu sanktionieren sein und auch das anwaltsgericht wird dann ein wörtchen zu reden haben ...

kling sagt:

so einfach ist das nicht !

§ 43b brao sagt:

 
Werbung ist dem Rechtsanwalt nur erlaubt, soweit sie über die berufliche Tätigkeit in Form und Inhalt sachlich unterrichtet
und nicht auf die Erteilung eines Auftrags im Einzelfall gerichtet ist.


man könnte darüber streiten, ob es sich hier um einen wettbewerbsverstoß handelt, wenn stephane zB ein mit erbrecht oder verkehrsrecht ( nein, nicht solcher verkehr ! ) befasster anwalt wäre, denn dann wäre die bezugnahme zum csd doch recht weit hergeholt.

aber stephane ist auch syndicus des lsdv und vertritt entsprechende mandanten. der flyer zeigt mit seinen motiven genau das, womit stephane in beruflicher hinsicht zu tun hat. zugegebener maßen etwas plakativ, aber gleichwohl inhaltlich und sachlich korrekt.

insoweit wird pierrettes vorstoß keinen verstoß des stephane begründen !

bleibt mir gewogen ...
euer kling

Sonntag, 18. Juni 2023

neulich bei tengelfrau


oder der griff in den heiligen schritt ...


der fall:

stephane steckt beim einkaufen in dem von ausschließlich weiblichem personal geführten örtlichen lebensmittelmarkt << könig´s tengelfrau >> eine 0,75 liter flasche eau de vie williams christ für € 12,80 in den hosenschritt, um diese außerhalb des käuflichen zu << erwerben >>.

er möchte damit seine freundin, die er liebevoll << aldi >> nennt und die nichts von einer wein-rewe hergestellten getränken hält, überraschen.

für den fall, daß er doch erwischt wird, hat er fürsorglich das preisschild an der flasche abgerubbelt und mit dem etikett der nachbarschaftsflasche überklebt.

der interessierten ladendetektivin pierrette fällt die kräftige manneswölbung in stephane´s hose auf, die sie allerdings aufgrund eigener lebenskenntnisse nicht in den bereich der primären geschlechtsmerkmale einzuordnen vermag und schlimmes ahnt.

sie stellt stephane deswegen an der von norma bedienten kasse zur rede, der sich zunächst mit abstreiten der flasche in der hose der strafbarkeit wegen ladendiebstahls entziehen möchte.

beim anschließenden gerangel mit sämtlichen wissensbegierigen kassendamen und der detektivin kommt es letzten endes zum gemeinschaftlichen ( eigentlich verbotenen ) zugriff auf seinen intimbereich und dem sofortigen schrumpfen des schrittbereichs nach herausziehen des christlichen williams ( wobei wiederum die flasche gemeint ist ).

das von der wundersamen schrumpfung enttäuschte weibliche personal nimmt ihn kurzerhand fest und kettet ihn ( ähnlich dem echten heiligen william ) im keller an ( wobei dieser ermordet wurde, was stephane wiederum erspart bleibt ).

fröhlich ein << just a lidl bit >> summend ruft pierrette schließlich die polizei und hofft, daß stephane´s karriere als ladendieb ein ende findet ( und deswegen heißt edeka landläufig auch << ende der karriere >> ).

der staatsanwalt meint ...

den couragierten damen im supermarkt danke ich, daß sie den polizisten die arbeit abgenommen und den stephane festgenommen haben.

ladendiebstahl ist in deutschland nr 1 der straftaten und wird deswegen entsprechend hart bestraft. stephane wird sich also vor dem kadi zu verantworten haben.

kling meint ...

so einfach ist das nicht !

richtig ist, daß mit dem verbringen der flasche am körper stephane die sogenannte << sachherrschaft >> an der flasche schon in den räumlichkeiten an sich gebracht hat und deswegen nicht erst den supermarkt verlassen muß.

tatsächlich hat er mit dem austauschen des preisschildes sogar noch die straftatbestände des betruges und der urkundenfälschung begangen ( was aber in der regel so nicht vefolgt wird ).

allerdings gibt es auch beim ladendiebstahl eine geringwertigkeitsgrenze, die in der regel bei euro 50.-- liegt.

soweit also stephane noch keine anderen straftaten begangen hat und erstmals mit seinem heiligen willi täterschaftlich in erscheinung tritt, wird der kling ihm helfen können, daß das verfahren eingestellt wird !

was aber ist mit pierrettte und ihrer phalanx wehrhafter amazonen ?

tatsächlich haben sich auch diese strafbar gemacht ...

zwar dürfen sie den stephane im rahmen des << jedermann >> festnahmerechts nach § 127 stpo festhalten, um die personalien zu überprüfen ( gilt laienhaft immer dann, wenn jemand bei einer straftat auf frischer solcher ertappt wird und das risiko besteht, daß sich selbiger der feststellung der personalien entzieht ).

aber auch der ladendetektiv hat keine sonderrechte - deswegen durfte stephane nicht durchsucht und schon gar nicht bis zum eintreffen der polizei im keller angekettet werden ( und wenn er ihn bittet, mit in´s büro zu kommen, darf sich stephane weigern und der detektiv muß die polizei zur überprüfung der personalien rufen ).

was er allerdings darf, ist ein hausverbot aussprechen, wenn ihm dies seitens des ladeninhabers gestattet wurde ( und wenn stephane wieder in den laden geht, würde er sich des hausfriedensbruches strafbar machen ) - und er darf natürlich eine fangprämie kassieren, die in der regel auf euro 50.-- festgesetzt ist und die der dieb zahlen muß.

bleibt mir gewogen ...
euer kling

Sonntag, 28. Mai 2023

pfingstochsen und andere heilige


 der fall zum kreditbetrug ....

der fall:

stephane ist aufgrund seiner äußerlichen eitelkeit in seinem dorf das menschgewordene pendant zum pfingstochsen.

er beschließt einen ebensolchen für das pfingstfest - ähnlich geschmückt wie er - zum heraustreiben auf die sommerwiese zu stiften, um anschließend der held auf dem abendlichen schlachtfest zu sein.

gemäß dem motto << mehr schein als sein >> ist stephane allerdings finanziell weder auf pfingst- noch auf sonstige rosen gebettet und hat deswegen schon vor wochen beschlossen, einen kredit zu ergattern um den ochsen aus selbigen zu erwerben.

er stockt nun unter fälschung seiner einkommensnachweise sein eher kleines gehalt als posaunenchorleiter der ortskirche auf und geriert sich nicht nur noten- sondern auch papiermäßig zum wohlverdienendnen stadtkantor.

dergestalt bestallt begibt er sich zu einer bank in der nahegelegenen großstadt und beantragt einen kredit für seinen pfingstochsen - es soll ein 500 kg schwerer charolais ochse für 1500.— sein, der dem sakulären ende ( immerhin ist ostern an pfingsten rum ) zugeführt werden soll.

die ledige bankangestellte pierrette ist von stephanes wunsch hinsichtlich des nahezu karitativen zwecks des kredits so gerührt, daß sie vor lauter tränen in den augen die noch nasse tinte der unterschrift unter den abgefälschten papieren übersieht und und mit feuchten kalbsaugen flugs den kredit genehmigt.

stephane denkt, so betrügerisch kann das gar nicht sein, denn er versteckt in seinem keller eine reliquie dritter klasse.

es ist dies ein tempotaschentuch, das bei seinem besuch der grabesstätte des heiligen wolfgang ( der wiederum eine reliquie erster klasse ist ) in regensburg auf das skelett desselbigen fiel.

das zellstöffliche tempo ist deswegen nicht nur nasalen schleims ( von stephane, dem jegliche reliquienfähigkeit abgeht ) sondern auch wertbehaftet, da es von einem ( wenn auch toten ) heiligen berührt wurde.

stephane weiß überdies, daß reliquien nicht nur hoch in der gunst der gläubigen sondern auch im kurs stehen.

er hat sich - trotz des verbots des reliquienhandels der katholischen kirche - bei einem kirchenabsatzstore im benachbarten ausland kundig gemacht und weiß, daß er sein nahezu heiliges tempo mit ebensolchen an den kleriker bringen könnte.

da er jedoch weiß, daß das finanzamt beim verkauf seines tempos eher verschnupft reagieren würde, verschweigt er diese zellstöffige kostbarkeit und zahlt den kredit brav in drei monatsraten ab.

der bankdirektor erfährt aus zufall von stephanes unchristlicher vorgehensweise und erstattet anzeige.

der staatsanwalt meint …

ich bin protestant und schon luther verachtete den (vor)reformatorischen reliquienhype.

schlimmer aber ist, daß stephane unter vorlage falscher papiere einen kredit erschlich, denn in kenntnis seiner wahren vermögensverhältnisse wäre jeder bankangestellte ein hornochse, der unter diesen umständen einen pfingstöchslichen kredit genehmigt hätte.

auch wenn er diesen zurückbezahlt hat, ist es doch ein betrug nach § 263 stgb, der mit geldstrafe oder freiheitsstrafe bis zu fünf jahren bestraft werden kann.

ganz zu schweigen von der urkundenfälschung nach § 267 stgb, die mit einem eben solchen strafmaß zu biblischen buche schlägt …

kling meint …

so einfach ist das nicht !

richtig ist, daß die bank dann getäuscht ist, wenn sie einen kredit gewährt, den sie bei kenntnis aller umstände nicht gewährt hätte.

da stephane als posaunenchorleiter ein unterer kirchlich bediensteter mit ca euro 1200.— brutto ist, ein stadtkantor allerdings mit ca euro 4200.— brutto sein kirchliches dirigentenstäbchen hält, wäre dem blechblos´nleiter ein solcher kredit nicht gewährt worden, dem filigranen und auf bach´s spuren wandelnden stadtkantor dagegen schon.

stephane´s einwand, daß er den kredit doch vollständig ohne probleme zurückbezahlt hat, spielt hier übrigens keine rolle, denn das strafrecht kennt tiefste abgründe in der verbrechensverfolgung und somit auch den begriff des vermögensgefährdungsschadens.

das ist der, den die bank erlitten hätte, wenn die befriedigung des kredits im wahrsten sinne des wortes verlustig gegangen wäre.

also wäre stephane eigentlich wegen kreditbetruges in form der vermögensgefährdung strafbar.

ein schönes wort im bereich der strafverteidigung ist aber der begriff << eigentlich >>. 

stephane ist nämlich im besitz seines heiligen tempos.

zwar kennt die bank dessen existenz nicht, aber das muß sie auch nicht. erforderlich ist nur, daß der kredit hinreichend gesichert ist, d.h., ohne zeitlichen verlust in voller höhe bedient werden kann.

da stephane seinen reliquienhändler kennt und weiß, daß er sein tempopapier jederzeit in zahlungskräftiges notenpapier umtauschen kann, besteht objektiv keine vermögensgefährdung.

deshalb müßte unser staatsanwalt unter protestantischen protests bei einem glas meßwein im benachbarten luther und wegner diese anklage im strafprozessualen reluiquienschrein begraben.

allerdings kann auch der kreativste strafverteidiger nicht immer alles richten, weshalb stephane wegen der urkundenfälschung zwar nicht zu kreuzigen, aber zu sanktionieren sein wird.

er hat nämlich eine echte urkunde ( sein gehaltsnachweis als blechbläser ) gefälscht ( aus 1200.— 4200.— gemacht ) und diese auch noch gebraucht ( vorlage zum erlangen des kredites ); das wiederum ist strafbar nach § 267 I 2te und 3te tatbestandsalternative.

bleibt mir gewogen …
euer kling