stephane, ein mittdreißiger mechatroniker lebt im krieg mit der welt, mit sich und vor allem seiner mutter, bei der er immer noch wohnt.
diese versteht es nach wie vor, jegliche weibliche bekanntschaft, die ihr sohn ihr vorstellt zu vergraulen, so daß sowohl sein kontostand ( sonst könnte er endlich ausziehen ) als auch seine sexuelle erfahrung ( sonst gäbe es diesen fall nicht ) gg null tendieren.
stephane ist an einem abend im februar freitags abends mit seinen bekannten ( wg der mutter hat er auch keine freunde ) in seiner stammkneipe << lost life >> und schaut das eishockey spiel seines lieblingsvereins << eishockeySV hinter den zäunen im nirgendwo >> .
ausgerechnet an diesem abend verliert sein verein und auch der letzte cola asbach war irgendwie zuviel.
er verläßt das lokal, frustriert der blumentapete in seinem jugendzimmer entgegensehend - immerhin hatte ihm seine mutter schon den abendlichen ingwertee gerichtet,was stephane jedoch nicht aufzurichten vermochte.
auf dem nachhauseweg nun trifft er im unbeleuchteten teil des wohnviertels, das er durchquert, eine reizende blondine, die - wie sich später herausstellt pierrette heißt, bzw hieß ( auch im präsenz des namens gäbe es diesen fall nicht ) ...
getrieben von seiner libido entspricht er sich, sie anzusprechen, sie schaut ihn an und fragt ihn lachend, ob er noch bei seiner mutter lebt ( was möglicher weise an dem von ihm an diesem abend getragenen - und von der erwähnten mutter selbstgestrickten - pullunder liegt ).
da nun dieser seiner puckschuß wie der seines vereins ebenso nach hinten wie auch am tor vorbeiging, sie seiner mutter vor 20 jahren sehr ähnlich sieht - fallbezogen sah - und er überhaupt wg des genossenen alkoholes einiges einsichtsfähigkeit verlustig ging, entschloß er sich kurzfristig, die inkarnation seiner mutter und seines weltlichen mißerfolges dem verdienten ende zuzuführen.
er ergreift den - übrigens auch von seiner mutter zum pullunder passend gestrickten - schal und erwürgt pierrette.
dem das geschehen beobachtenden zufällig anwesend bekannten seiner mutter erklärt er, pierrette hätte den schal anprobieren wollen und er habe nur geholfen.
die polizei kann stephane angesichts der erdrückenden aussage des nachbarn, die dieser angesichts seines gewienerten gartenzwerges tätigte, ermitteln ...
der staatsanwalt meint ...
klarer fall, stephane wird wegen mordes zu verurteilen sein, immerhin hat er die pierrette mit absicht umgebracht.
eine strafmilderung aufgrund des genossenen alkoholes kommt nicht in frage, denn der anerkannte psychiatrische sachverständige hat festgestellt, daß stephane nicht so betrunken war, als daß er nicht gewußt hätte, was er da eigentlich tat.
kling sagt ...
so einfach ist das nicht und so schnell wird man nicht zum mörder !
schon im zarten kindesalter ( jaja, in den 60ern ) konnte man sich - zugegebener weise damals noch in schwarzweiß - im fernsehen kriminalistisch fortbilden. du erinnerst dich: seinerzeit lief ja ab 18:00 die << drehscheibe >> und um 20:00 kamen die nachrichten - und damit für dich das zeichen in´s bett zu gehen. als jungspund war deswegen natürlich schon damals konspiratives vorgehen und verschleierndes tätigwerden in form des << hinter dem sofa versteckens >> nötig, um den film auch sehen ( und damit manchmal aus schiß vor dem mörder, der im krimi ja über´s kinderzimmer einstieg ) auch nachts nicht schlafen zu können.
und dann kamen sie - deine schwarzweißen lehrmeister: unabdingbare helfer damals waren serien wie << stahlnetz mit helmut lange als ermittler >>, << der kommissar keller alias erik ode mit seiner sekretärin rehbeinchen >> und natürlich << jerry cotton >>.
mit untrüglichem spürsinn hat meine mama schon lange vor den kommissaren der mörder ausgemacht, denn das ist der, der jemanden mit absicht umbringt ...
aber so ist es ja gerade nicht im strafrecht - der mörder bringt zwar auch mit absicht, aber vor allen dingen geplant sein unschuldiges opfer vor den ihm gnädigen himmlischen richter - was unserem mörder zumindest zu lebzeiten - was den vorsitzenden richter der schwurgerichtskammer betrifft - nicht vergönnt ist.
und, wie sieht so eine planung aus ?
( geplante ) motive:
- stephane tötet aus reiner freude am töten, also aus mordlust ( tut ihm gut ... )
- stephane tötet zur befriedigung des geschlechtstriebs ( pierrette will nicht ... )
- stephane tötet aus habgier ( will schneller erben )
- stephane ermöglicht mit dem mord eine andere straftat ( vor dem öffnen des tresors muß der wächter sterben )
- stephane verdeckt eine andere straftat ( er beraubt pierrette und tötet sie dann, damit sie nichts verraten kann )
- stephane hat sonstige niedrige beweggründe ( er ist maßlos eifersüchtig oder unbändig neidig )
( geplante ) verwerfliche begehungsweisen:
- stephane tötet heimtückisch ( pierrette sitzt fröhlich lächelnd mit stephane bei einem glas wein, der sich dann auf sie stürzt und ersticht. sie hat deswegen überhaupt nicht mit einem angriff gerechnet und kann sich deshalb nicht wehren - der jurist sagt ausnutzen der arg- und wehrlosigkeit ... )
- stephan tötet grausam ( und fügt pierrette als gefühlloser mensch über den eigentlich lebensraubenden tatbeitrag unnötige schmerzen zu )
- stephan tötet mit gemeingefährlichen mitteln ( zB wirft er eine handgranate in das café, in dem pierrette sitzt oder steckt das siebenfamilienhaus an, in dem sie wohnt )
nun, das haut ja bei unserem pullundertragenden stephane nicht hin, so daß er zumindest mal kein mörder ist. also auch keine lebenslange freiheitsstrafe ( aber das kommt in einem anderen post ).
natürlich kommt er nicht straffrei davon, denn es gibt ja immer noch den totschlag - und der ist auch nicht gerade ohne ...
wie wir juristen immer klare worte finden ist der totschläger der, der jemanden aus der situation heraus absichtlich tötet, ohne mörder zu sein, d.h., keines der obengenannten mordmerkmale läßt sich bei stephane´s ( nun doch nicht mörderischen ) tun finden ...
und genau das ist hier bei stephane der fall - er wird deswegen seine zukunft hinter einem maschendrahtzaun verbringen müssen ( hätte seine mutter beim stricken nicht ganz so viele maschen fallen lassen, wäre ihm möglicher weise der zaun mit dem selben namen erspart geblieben ).
wie lange es für den totschlag gibt, das klären wir aber in einem anderen post - ich sag´s mal ( angepaßt ) mit peter lustig ( rip ): jetzt aber den computer ausschalten ...
bleibt mir gewogen ...
euer kling